Dann bin ich eben weg von Christine Fehér

Geschichte einer Magersucht!

Dann bin ich eben wegDie 15-jährige Sina Wagenknecht steht im Mittelpunkt des Jugendromans „Dann bin ich eben weg“ von Christine Fehér. Aus Anlass des achtzigsten Geburtstages ihres Opas probiert Sina ihre schöne Jeans und stellt überraschend fest, dass die ganz schön eng geworden ist. Zufällig belauscht sie ein Gespräch, wie sich die Verwandten über ihre Figur äußern: Dass sie nicht dicker werden dürfte und ganz schön stämmige Beine hat. Als ein Onkel auch noch an ihren Busen grapscht und grinsend bemerkt, dass man da ganz schön etwas in der Hand hat, fasst sie in ihrer Verzweiflung den Entschluss zu einer Diät.

In der Schule schwärmt sie für Fabio und hofft, eines Tages von ihm beachtet zu werden. Und tatsächlich erregt sie seine Aufmerksamkeit, nachdem die ersten Pfunde gefallen sind. Sina beschäftigt sich nun täglich mit der Kalorientabelle, die sie ständig in der Hosentasche mit sich führt. Sie ist glücklich und kann endlich ein figurbetontes Shirt tragen. Wenn nur nicht der knurrende Magen wäre! Als Fabio ihr Komplimente über ihre tolle Figur macht und sie zur Disco einlädt, gibt sie ihm aber eine Abfuhr, obwohl sie sich nichts sehnlicher gewünscht hätte. Sina wird zunehmend reizbarer und ihr wird vor Hunger schwindelig. Das Gewicht wird für sie zum zentralen Thema und sie faucht alle an. In der Schule wird sie immer unkonzentrierter und ihre Noten werden schlechter. Ihre Klassenkameraden sprechen von ihr schon von einem lebenden Knochengerippe. Und von dem Geld ihrer Mutter, für eine Bluse, kauft sie sich Abführmittel. Sina plagen Magenkrämpfe, sie kann nicht mehr schlafen, sie friert unaufhörlich, weint grundlos und ihre Regelblutung hat sie auch schon lange nicht mehr.

Plötzlich bricht Sina im Schwimmbad zusammen. Mit hohem Fieber wird sie ins Krankenhaus eingeliefert und die Ärzte diagnostizieren bei ihr eine Magersucht. Bei einer Größe von 1,65 m wiegt sie nur noch 38 kg. Ihr Immunsystem ist geschwächt und sie scheint noch mal mit dem Leben davon gekommen zu sein. Mit Sondennahrung wird sie aufgepäppelt und verfällt nach ihrer Entlassung wieder in ihre alten Gewohnheiten. Sie kommt in eine jugendpsychiatrische Anstalt. Obwohl dort mit einem Belohnungssystem therapiert wird, dem sie sich notgedrungen beugt, bleibt sie uneinsichtig und hungert weiter. Erst, als sie in einer Wohngruppe Aufnahme findet, ändert sich ihre Einstellung und sie lernt auch wieder zu lachen.

Christine Fehér schildert in ihrem Jugendroman „Dann bin ich eben weg“ sehr eindrucksvoll, dass bei einer Magersucht in erster Linie psychische Probleme die Ursache sind, die es auszumachen gilt. Fehlendes Selbstvertrauen führt dazu, dass man sich selbst nicht annehmen kann. In der Folge stellen sich Frustrationen ein, die nach einem Ausweg suchen. Die Autorin schreibt einfühlsam vom anfänglichen Wunsch junger Mädchen, lediglich ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden, bis sie sich schließlich fast zu Tode hungern. Sie leiden an einer gestörten Wahrnehmung und fühlen sich immer noch zu dick, egal, wie viel sie schon abgenommen haben. Die Geschichte wird von Sina selbst erzählt, was dem Leser die Identifikation mit der Problematik erleichtert. Betroffene Mädchen würden natürlich gut daran tun, sich die schlimmen Erfahrungen von Sina zu Herzen zu nehmen. Aber ebenso wichtig wäre es, dass Eltern, Freunde und auch Lehrpersonen in den Schulen frühzeitig solche Entwicklungen erkennen und handeln, bevor es zu spät ist. „Dann bin ich eben weg“ von Christine Fehér sei deshalb auch gerade denen empfohlen, die in ihrem Umfeld ähnlich gelagerte Fälle vermuten und sich vorab Rat von einem im Anhang aufgelisteten Beratungs- und Selbsthilfezentrum holen können.

Dann bin ich eben weg von Christine Fehér

Dann bin ich eben weg
cbt Verlag 2005
Taschenbuch
192 Seiten
ISBN 978-3-570-30170-8

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Bildquelle: cbt Verlag
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