Da fällt mir noch was ein … von Dora Heldt

Von pummeligen Hummeln, Männern am Telefon und anderen weltbewegenden Fragen.

Da fällt mir noch was ein …Den meisten Menschen ist die Kolumne durch eine einzeilige Zeitungsspalte bekannt, in der ein Journalist in kurzer, knapper Form seine Meinung zu einem alltäglichen Thema äußert. Dieses Motto greift Dora Heldt auch in dem Band „Da fällt mir noch was ein …“ mit dreiundfünfzig Kolumnen auf, in denen, von ihr selbst als Handlungsperson einmal abgesehen, ihr Liebster, ihre Freundinnen Nele, Anna, Barbara, Luise und Karola sowie Annas Tochter Lena, Dora Heldts Patenkind, die Hauptakteure sind.

So erfährt der Leser, dass die Autorin fast jeden Ferientag auf Sylt verbringt, wo sie geboren wurde, und sich dort mit einer Jeans gut angezogen fühlt. Ganz anders war das bei einer Preisverleihung: Für diesen Anlass hat sie sich extra ein neues Kleid gekauft, das sie dann aber doch nicht getragen und es kurzerhand gegen einen Hosenanzug getauscht hat. Zufrieden ist sie mit dem Kauf einer Lederjacke, doch von einem anprobierten gepunkteten Kleid lässt sie doch besser die Finger. Zum Thema Kleidung fällt ihr noch ein, dass ihre Freundin im Dirndl keine Luft mehr bekommt, weil sie erst überflüssige Pfunde loswerden muss. Und ihrem Liebsten fällt doch tatsächlich erst ganz plötzlich im Geschäft ein, dass er eigentlich gar keinen Anzug braucht.

Dora Heldt verfolgt ein Traum, bei dem es um eine Mathe-Klausur geht, dagegen hat sie an ein Klassentreffen nur gute Erinnerungen. Sie sinniert über Fernseh-Singlefrauen und stellt an anderer Stelle fest, dass Single-Zeiten auch etwas Gutes für sich haben. Den Tücken der Werbeindustrie kann auch sie sich nicht entziehen, das Wort „Sale“ setzt bei ihr offensichtlich Hemmungen herunter, während sie das Wort „Mogelpackung“ richtiggehend mag. Wenn sie Besucher bekochen will, gerät sie in Panik und weiß daher zu schätzen, wenn sich ihre Gastgeber Mühe gegeben haben, was sie mit einem Lob quittiert. Sie schreibt von unterschiedlichen Genen der Männer und Frauen und stellt die mutige Theorie auf, „dass sich die Synapsen von Frauen bei der Geburt einer Tochter verändern“.

Nicht nur ihre Freundin Nele regt sich über einen häufig beleidigten Kollegen auf. Auch Dora Heldt kann davon ein Lied singen. Sie regt sich über die Urlaubsziele vieler Menschen auf, die besser gleich zu Hause bleiben sollten, über ihre Freundin, die tatsächlich glaubt, kleiner als ihr Partner sein zu müssen, und auch bei der Abholung eines Koffers, der zur Reparatur war. Damit aber noch nicht genug: Als sie einen Zug wegen einer Gleisänderung verpasst, macht sie das natürlich auch wütend. Wenn jemand lästert, ist das für sie hingegen kein Grund, sich aufzuregen, das findet sie einfach nur unmöglich.

Die Kolumnen in dem Buch „Da fällt mir noch was ein …“ von Dora Heldt kommen erwartungsgemäß sofort zur Sache, fallen quasi mit der Tür ins Haus. Insofern eignen sich die wenige Zeilen umfassenden Texte besonders für alle diejenigen, die schnell beim Lesen ermüden oder grundsätzlich auch von ausschmückenden Passagen gelangweilt sind. Die amüsanten Geschichten erzählen von alltäglichen Beobachtungen der Autorin, und zugegebenermaßen empfindet der Leser eine gewisse Schadenfreude, wenn er liest, wie sie ihre Handtasche – natürlich mit allen wichtigen Papieren – auf der Flughafentoilette zurückgelassen hat. Da sie die Kleiderfrage häufig in einer Kolumne anspricht, verwundert es auch nicht, dass der liebste Sketch von Loriot für Dora Heldt der ist, bei dem das Ehepaar gemeinsam einen Anzug kauft. Seit der Lektüre weiß jeder, dass es für die Autorin in jedem Jahr mit fünf weiteren Frauen in den Urlaub an die Ostsee geht. Ob es sich dabei um die im Buch erwähnten Freundinnen Nele, Anna, Barbara, Luise und Karola handelt, lässt sie allerdings offen.

Da fällt mir noch was ein … von Dora Heldt

Da fällt mir noch was ein …
dtv 2018
Taschenbuch
224 Seiten
ISBN 978-3-423-21744-6

Bildquelle: dtv
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