Beatles vs. Stones – Die Rock-Rivalen von John McMillian

Beatles vs. StonesJohn McMillian versucht in seiner Gegenüberstellung „Beatles vs. Stones“ eine Antwort auf die Frage des Mythos zu geben, der sich um die Rivalität der beiden Bands rankt, die mittlerweile Kultstatus erzielt haben. Tatsächlich haben sich die aus unterschiedlichsten Verhältnissen stammenden Bandmitglieder, wie die Zitate belegen, über viele Jahre sowohl gegenseitig gelobt, als auch negativ über die anderen geäußert. Während die Beatles, und ganz besonders Ringo, in Armut aufgewachsen sind, konnten sich die Eltern von Mick bereits Urlaube unter südlicher Sonne leisten.

John und Paul kannten sich bereits aus Schultagen und bei den ersten Auftritten im Jahr 1960 in Hamburg, wo sie auch erste sexuelle Erfahrungen sammeln konnten, traten die Beatles entweder in schwarzem Leder oder nachlässiger Kleidung auf. Erst ihr damaliger Manager, Brian Epstein, polierte ihr Image auf und verordnete ihnen die zu ihrem Markenzeichen gewordenen Anzüge, die sie jedoch nur widerwillig trugen. So änderten die als Schläger gefürchteten Beatles ihr Erscheinungsbild und avancierten zu den Fab Four. Dagegen gaben die aus gutem Hause stammenden Rolling Stones ihre ersten Konzerte im Sitzen, wobei sie Stücke coverten, die ihren Ursprung im afroamerikanischen Rhythm und Blues haben. Das Image, durch abscheuliches Benehmen aufzufallen, oktroyierte ihnen wiederum ihr Managerteam Oldham und Easton.

John McMillian vergleicht die musikalische Entwicklung der beiden Bands und ihren Einfluss auf die gesamte Popszene, wobei die Beatles den Rolling Stones immer eine Nasenlänge voraus waren. Als sie bereits 1962 ihre erste eigene Single aufnahmen, spielten die Stones noch Chicago- und Mississippi-Blues. Der Durchbruch der Beatles führte zu einer nie gekannten Massenhysterie, der Beatlemania, und John und Paul komponierten nicht nur für sich, sondern auch für die Stones. Die Beatles konnten sie sogar zu Eigenkompositionen überreden, was für ihre weitere Entwicklung von immenser Bedeutung war.

Das Buch „Beatles vs. Stones“ vermittelt dem Leser Aufstieg und Erfolg der beiden Bands, aber auch die Kehrseiten wie ihre Skandale und den Drogenkonsum. Der Autor geht der Frage nach, wer die Fans dieser sich zu Anfang aus unterschiedlichen Mitgliedern zusammengesetzten Bands waren. Er schreibt von den zahlreichen Beziehungen der Musiker, die Vorbild für eine ganze Generation waren und auf die sie mit den Songtexten Einfluss nehmen konnten. Und selbstverständlich geht er auch auf die von den Beatles gegründete Unternehmung Apple ein, die nach dem Freitod ihres Managers Epstein auf wackligen Füßen stand.

John Mc Millian untermauert seine Aussagen durch Zitate und Interviews weiterer bekannter Größen aus dem Musikgeschäft und der Medienwelt, wozu er allein 602 Anmerkungen notiert hat. Der habilitierte Historiker ist es gewohnt, Zusammenhänge systematisch und sachlich zu analysieren. Unter Einbeziehung sozialpsychologischer Aspekte ist es ihm auf beeindruckende Weise gelungen, eine unparteiische Gegenüberstellung der beiden berühmten Bands zu verfassen. Doch setzt er voraus, dass dem Leser die Biographien bekannt sind, da er beispielsweise plötzlich von Ono spricht, die zuvor keinerlei Erwähnung fand. Ob nun jene Yoko Ono die Trennung der Beatles im Jahr 1970 zu verantworten hat, oder der gemeinsame Manager beider Bands, Allen Klein, den Stein ins Rollen brachte, wird sich nie ganz klären lassen. Doch einer in einem Interview vom August 1971 geäußerten Aussage von Keith werden alle zustimmen, dass nämlich die Trennung ein Jammer war. Für alle Fans der Beatles oder Rolling Stones – oder vielleicht sogar von beiden – ist das spannend geschriebene und informative Buch „Beatles vs. Stones“ ein unbedingtes Muss!

Beatles vs. Stones – Die Rock-Rivalen von John McMillian

Beatles vs. Stones
Übersetzung von Henning Dedekind
Orell Füssli Verlag 2014
Hardcover mit Schutzumschlag
350 Seiten
ISBN 978-3-280-05543-4

Bildquelle: Orell Füssli Verlag
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