Nach dem Tod ihres Vaters zieht die 16-jährige Martha mit ihrer Mutter in die Wohnung zu Johannes, dem neuen Freund der Mutter. Er ist allein erziehender Vater der erst 4-jährigen Penelope und arbeitet als Arzt im Krankenhaus. Martha kann sich mit der neuen Situation nicht arrangieren und will endlich ihre Mutter wieder für sich haben.
In der Schule schwärmt Martha von dem neuen Englischlehrer Alexander. Bei jeder Gelegenheit stellt sie sich in Tagträumen vor, wie er ihr wohl seine Liebe gestehen könnte. Für ein schulisches Theaterstück bestellt sich Martha ein Kleid, doch unglücklicherweise landet das Päckchen bei ihrer Nachbarin Frau Dernburg. Martha kann sich unberechtigt Einlass zu ihrer Wohnung verschaffen, doch als sie gerade das Päckchen an sich nimmt, kommt Frau Dernburg nach Hause. In ihrer Not versteckt sich Martha in einem Schrank, wo sie Zeugin eines Wortwechsels mit einem Besucher wird. Am nächsten Tag erfahren die Hausbewohner, dass Frau Dernburg ermordet wurde. Martha weiß nicht, wie sie sich verhalten soll und bespricht sich mit ihrer Freundin Jill. Die hat eine Idee, wie Martha unter Einbeziehung des Internets Kontakt zu dem Mörder aufnehmen kann, um ihn mit ihrem Wissen zu einer Geldübergabe zu erpressen. Noch zögert Martha, aber das Geld lockt und damit auch die Möglichkeit, mit der Mutter wieder alleine zu wohnen.
Der Schreibstil von Sabine Ludwig ist flüssig und die Charaktere der beiden Mädchen Martha und Jill hat Sabine Ludwig gut herausgearbeitet. Jill ist abgezockt, hat immer eine Ausrede parat, ist schlagfertig, cool und total taff. Martha ist dagegen sensibel und leidet unter Pickeln sowie Gewichtsproblemen. Sie ist mit der neuen Familiensituation überfordert und isst häufig nur aus Frustration. Wenig selbstbewusst holt sie sich Rat bei Jill und vertraut sich in ihrer Naivität letztlich ausgerechnet dem Mörder ihrer Nachbarin an. Da wohl kaum ein 16-Jähriger den erteilten Rat befolgen würde, wirkt dieser Punkt sehr unglaubwürdig und realitätsfern.
So spannend der Jugendroman „Am Ende der Treppe, hinter der Tür“ von Sabine Ludwig auch mit dem Prolog beginnt, so drastisch fällt der Spannungsbogen ab, um erst auf den letzten Seiten noch einmal für einen kurzen Moment anzusteigen. Während der Covertext von einem raffinierten Plan und einem entscheidenden Fehler spricht, stehen Marthas Schwärmereien für den Lehrer und ausführliche Szenenbeschreibungen sowie Proben des Theaterstücks „Endstation Sehnsucht“ im Focus des Romans. Der Faden, der in einem Kellerverlies gefangen gehaltenen Martha aus dem Prolog, wird nur noch einmal sehr knapp vor ihrer viel zu schnellen Befreiung aufgenommen. Bevor hier Spannung aufkommt, ist sie auch schon geplatzt, was sogar für einen Jugendroman dürftig erscheint. So bleibt der Leser enttäuscht zurück, da seine Erwartungen bezüglich eines Nervenkitzels nicht erfüllt werden.
Am Ende der Treppe, hinter der Tür von Sabine Ludwig
Rowohlt Verlag 2013
Klappenbroschur
384 Seiten
ISBN 978-3-499-21675-6