Jutta Meuser ist Kassiererin in einem Drogeriemarkt in Bedburg und beobachtet, wie ein Kunde mit einer Mitarbeiterin flirtet. Sie sieht vor dem Laden eine alte Frau mit einem Poncho, die sie vom Sehen her kennt und die an Kinder Traubenzuckerlollys verteilt. Eine gut gekleidete, junge Frau hat sie ebenfalls im Blick, die sich bei der Wahl eines Lippenstiftes auffallend viel Zeit lässt. Jutta Meuser wundert sich, dass die Kundin nicht – wie sonst – mit einem Kinderwagen, sondern lediglich mit ihrem älteren Sohn im Laden ist, der immer wieder nach draußen geht, wo auch er einen Lolly bekommt. Als die junge Mutter schließlich den Laden verlässt, schreit sie laut auf, weil ihr Baby nicht mehr im Kinderwagen liegt.
Kurze Zeit später trifft Kriminaloberkommissarin Rita Voss mit einem Kollegen am Drogeriemarkt ein und wundert sich, dass Melisande Martell ihren erst neun Monate alten Luca bei der Kälte und dazu alleine draußen gelassen hat. Im Laden wäre es zu warm und stickig, so deren Argument, und schließlich hätte sie nur kurz etwas besorgen wollen. Für Rita Voss und ihren Vorgesetzten Arno Klinkhammer stellt sich die Frage, ob der kleine Luca überhaupt in dem Kinderwagen gelegen hat und ob die Mutter etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat. Auf der anderen Seite hält die Kassiererin die alte Frau im Poncho für verwirrt. Obwohl sie harmlos sein soll, konzentriert sich die Suche der Beamten auf diese Frau: Anni Erzig. Sie könnte Luca an sich genommen oder zumindest etwas beobachtet haben. Denn noch ist auch der Kunde nicht identifiziert, der sich auffällig lange im Laden aufgehalten und mit einer Mitarbeiterin geflirtet hat.
Die wörtliche Rede benutzt Petra Hammesfahr in ihrem Roman „Als Luca verschwand“ verhältnismäßig selten, es überwiegt der Erzählstil. Nach den ersten Seiten könnte der Leser hoffen, einen spannenden Plot in Händen zu halten, doch wird diese Hoffnung schnell zunichte gemacht, da er vom aktuellen, durchaus spannenden Geschehen nur gelegentlich etwas erfährt. Stattdessen geht es überwiegend um in der Vergangenheit liegende Ereignisse sowohl der Familie von Melisande, die alle nur Mel nennen, als auch die ihres Ehemanns Martin, dessen Geliebte durch seine Eheschließung zu seiner Schwägerin wurde. Während Mel niemanden aus Martins Familie mag, weiß ihre Schwiegermutter Gabi im Gegenzug nichts Gutes über Mel zu berichten. Irgendwie sind alle mit ihrem Leben unzufrieden und auf ihre Weise gestört.
Petra Hammesfahr hat Nebensächlichkeiten in den Plot einfließen lassen, die nicht relevant sind und auf die Dauer ermüden. Der Leser verliert zunehmend das Interesse am Fortgang der Handlung und ihn interessiert gar nicht mehr, wer letztlich das Kind entführt hat oder was mit ihm geschehen ist. Darüber hinaus verwirren ihn die nicht leicht zu überschauenden Familienverhältnisse, so dass er oftmals Mühe hat zu erkennen, von wem überhaupt die Rede ist. Arno Klinkhammer, der die Familie Martell persönlich kennt, darf deshalb nicht offiziell ermitteln, und die Koordination in seinem Team lässt zu wünschen übrig. In ihrem Roman „Als Luca verschwand“ hat die Autorin ein „Talent“ dafür entwickelt, jede aufkommende Spannung sofort wieder im Keim zu ersticken.
Als Luca verschwand von Petra Hammesfahr
Diana Verlag 2018
Hardcover mit Schutzumschlag
496 Seiten
ISBN 978-3-453-29209-3