Als die Flut kam von Kathrin Hanke

Als die Flut kamIn Hamburg wurde am 16. Februar 1962 seitens der Behörden zwar vor einer Sturmflut für die gesamte Nordseeküste gewarnt, doch niemand hatte es für möglich gehalten, dass die Katastrophe für die Hansestadt so ein verheerendes Ausmaß annahm, dass sich sogar der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt über bestehende Gesetze hinweggesetzt hat, um der Bevölkerung rasche Hilfe zuteilwerden zu lassen. Vor dem Hintergrund dieser Flutkatastrophe hat Kathrin Hanke den Kriminalroman „Als die Flut kam“ angesiedelt:

Johannes Becker hat sich bereits als Schulkind in das Mädchen Anne verliebt, als diese mit einem Flüchtlingstreck im Jahr 1945 nach Hamburg kam. Seinerzeit hat er ihr geschworen, immer für sie da zu sein und sie zu beschützen. Mit ihr und seinem Freund Peter Lüders, der inzwischen Kommissar ist und sich mit Gisela verlobt hat, hat Johannes in seiner Kindheit viele Stunden verbracht. Seine Schwester Magda ist mittlerweile mit Rainer verheiratet, was sie jedoch nicht davon abhält, Kommissar Peter Lüders schöne Augen zu machen.

Am Heiligen Abend des Jahres 1961 hält Johannes die Zeit für gekommen, Anne seine Liebe zu gestehen. Doch als er ihr einen Verlobungsring geben will, konfrontiert sie ihn mit der Nachricht, ein Kind zu erwarten. Wer der Vater des Kindes ist, verrät sie ihm nicht. Tief enttäuscht muss Johannes mit der unumstößlichen Tatsache leben und doch will er zu seinem Versprechen stehen und ihr helfen. Einen erneuten Heiratsantrag schlägt Anne abermals aus. Johannes fühlt sich vor den Kopf gestoßen, seine Enttäuschung schlägt in Wut um. Unterdessen wütet der Sturm immer mehr, schließlich brechen die Deiche, die Stadt wird von den Fluten heimgesucht und Anne wird ertrunken aufgefunden.

Kathrin Hanke geht es in ihrem Hamburg-Krimi „Als die Flut kam“ nicht um die Darstellung der polizeilichen Ermittlungsarbeit, sondern vielmehr darum, ein Bild menschlicher Abgründe aufzuzeigen. Der Prolog setzt im Jahr 1945 an, gefolgt von dem ersten Kapitel, in dem das Ereignis des Heiligen Abend 1961 thematisiert wird. Im Wechsel schreibt die Autorin von dem Geschehen und den Gedanken der Handlungspersonen: Kommissar Peter Lüders kann nicht glauben, dass Anne durch die Sturmflut ums Leben kam und stellt eigene Nachforschungen an, während er sich sowohl von seiner Verlobten Gisela, wie auch von Johannes Schwester Magda bedrängt fühlt. Beide Frauen versuchen auf ihre Weise, Peter für sich zu gewinnen. Johannes wiederum plagen große Zweifel, die ihn in eine Krise stürzen.

Jüngere Leser mögen befremdlich zur Kenntnis nehmen, dass sich zur damaligen Zeit nur wenige Menschen einen Fernseher leisten konnten und es auch nur eine mit einem Testbild endende begrenzte Sendezeit gab, wie Kathrin Hanke im Plot erwähnt. Sie erinnert weiterhin daran, dass die Anti Baby Pille neu auf dem Markt war und natürlich nur verheirateten Frauen verschrieben werden durfte. Real ist auch, dass die Beatles, die sich damals noch The Beatles nannten, mit Tony Sheridan im Top Ten Club auf der Reeperbahn auftraten. Eingeleitet werden alle Kapitel mit sinnreichen Sprüchen, die treffender nicht sein könnten. Zudem werden bei der Lektüre Erinnerungen an das erst kürzlich stattgefundene schwere Hochwasser wach, das im Ahrtal und auch im Ruhrgebiet unzählige Todesopfer gefordert hat. „Als die Flut kam“ ist ein sich vom üblichen Ablauf abhebender Krimi, der den Leser nicht weniger fasziniert, von der Autorin spannend umgesetzt wurde und mit einer überraschenden Lösung aufwartet.

Als die Flut kam von Kathrin Hanke

Als die Flut kam
Gmeiner Verlag 2021
Klappenbroschur
268 Seiten
ISBN 978-3-8392-0001-8

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Bildquelle: Gmeiner Verlag


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