Alemannischer Totentanz von Petra Gabriel

Alemannischer TotentanzKriminalhauptkommissarin Iris Terheyde und ihr Assistent Martin Felix haben es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun, als sich Felicia Herbst bei ihnen meldet und behauptet, ihre verstorbene Großmutter sei verschwunden. Sie hätte ihre Großmutter noch einmal im Beerdigungsinstitut sehen wollen, doch der Sarg wäre leer gewesen. Um die Beamten zur weiteren Überprüfung zu bewegen, meldet die Enkelin Zweifel an der Diagnose eines Herzinfarktes des Hausarztes an. Iris Terheyde und Martin Felix statten dem Beerdigungsinstitut notgedrungen einen Besuch ab, wo sie von zwei reizenden alten Damen empfangen werden. Bereitwillig führen sie die Beamten zum Sarg der Großmutter.

Zur Überraschung aller befindet sich nicht nur die Großmutter in dem Sarg, sondern auch noch eine zweite Tote. Wie sich bei der Obduktion herausstellt, handelt es sich bei der vermeintlichen Frau um einen drogensüchtigen Mann, der erschossen wurde. Bei einer Durchsuchung finden die Ermittler Sezierbesteck, deren Existenz die beiden alten Damen nicht erklären können. Als der Rechtsmediziner eine weitere, schockierende Entdeckung macht, konzentrieren sich Iris Terheyde und Martin Felix auf alle Verbindungen des Beerdigungsinstituts. Obwohl sie Pascal Kunz, den Neffen, der die alten Damen unterstützt, dringend sprechen wollen, meldet er sich nicht und ist offensichtlich untergetaucht. Vordergründig ist zu klären, wer der Tote ist und ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Leichen im Sarg gibt.

Neben der eigentlichen Handlung bietet der vielschichtige Kriminalroman „Alemannischer Totentanz“ von Petra Gabriel weitere Nebenschauplätze. Zum einen ist Max Trautmann zu nennen, ein Nachbar von Iris Terheyde, für den sie früher geschwärmt hat. Doch seit nie ganz geklärt werden konnte, ob er der Mörder seines Stiefvaters ist, hat sich das Verhältnis stark abgekühlt, was er jedoch mit allen Mitteln zu ändern versucht. Zum anderen sieht sich Martin Felix gezwungen, aus familiären Gründen seinen ausgerissenen Neffen für einige Tage bei seiner Chefin unterzubringen, obwohl die genug eigene Probleme hat.

Die Autorin hat den Handlungspersonen unverwechselbare Merkmale verliehen. So ist von Manfred Jäger, dem Leiter der Mordkommission in Lörrach, immer nur vom großen M. die Rede und von Martin Felix überwiegend von dem Glücklichen. Iris Terheyde quält nach einer Teilnahme beim Kickboxen der Hexenschuss, bei Nervosität kaut sie an ihren Fingernägeln oder nimmt einen Stift zur Hand und ihren Dienst versieht sie nicht immer nach Vorschrift. Ihrem Assistenten begegnet sie gerne mit Sarkasmus, der das allerdings gelassen hinnimmt. Ungewöhnlich ist, dass sich die beiden nicht duzen und nur auf der unpersönlichen Ebene anreden.

Petra Gabriel hat für ihren Kriminalroman „Alemannischer Totentanz“ umfangreiche Recherchen bezüglich Gewebebanken und Gewebeentnahmen zu medizinischen Zwecken, wozu auch abgetriebene Föten für die Herstellung von Impfstoffen gehören, betrieben, weshalb ihre Protagonistin zur Charitè nach Berlin reiste. Sie hat sich zudem eingehend über die Zollvorschriften von Leichentransporten informiert und schreibt von dem Schicksal des Begründers der Feldenkrais-Methode zur Schmerzreduzierung. Den Leser nimmt sie unter anderem mit auf den Laufenberger Burgberg, führt ihn an historische Gebäude, deren geschichtliche Hintergründe sie ganz nebenbei in den Plot eingebaut hat, und selbst nebensächliche Erwähnungen wie den jüngsten Bürgermeister Ulrich Krieger in Baden-Württemberg entsprechen den Tatsachen. Zudem sorgt sie mit köstlichen Umschreibungen wie ein zu nasses Taschentuch, das „keine weiteren Fluten aufnehmen“ kann, für amüsante Unterhaltung.

Alemannischer Totentanz von Petra Gabriel

Alemannischer Totentanz
Emons Verlag 2009
Broschur
270 Seiten
ISBN 978-3-89705-640-4

Bildquelle: Emons Verlag
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