Auf dem Rad durch Deutschland – mit wenig Geld und viel Gepäck!
Susanne Storck hat sich eine Radtour durch Deutschland als Ziel gesetzt und schildert ihre Erlebnisse und Erfahrungen in ihrem Buch „Abgefahren“. Im Juni 2007 geht es los. Mit nur 400,00 Euro im Gepäck will sie von Mülheim an der Ruhr bis zum Bodensee und muss sich daher immer wieder unterwegs etwas Essbares erbetteln. Oftmals wird ihr eine kostenlose Übernachtung angeboten und wenn gar nichts geht, übernachtet sie im Freien. Im Kloster Tiefenthal wird Susanne Storck freundlich aufgenommen und genießt den Luxus. Ebenso gut aufgehoben fühlt sie sich im Naturfreundehaus, das zu den schönsten Naturcampingplätzen zählt. Doch auch schlechte Erfahrungen bleiben nicht aus: So wird sie in der Domstadt Speyer von Orden zu Orden geschickt und wird schließlich abgewiesen. Um ihren Geldbeutel zwischendurch auffüllen zu können, hilft sie bei der Zucchini-Ernte, bügelt Hotelwäsche und lernt beim Obstpflücken die reifen und unreifen Früchte zu unterscheiden. Ebenso wird sie in die Geheimnisse des Melkens einer Ziege eingewiesen.
Auf ihrer langen Reise kommt sie am Atomkraftwerk Biblis vorbei, genießt den Anblick des Rheinfalls von Schaffhausen, bewundert die Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein und nimmt befremdend die weihnachtliche Dekoration in Rothenburg bei 30° Außentemperatur zur Kenntnis. Sie hat mit Regen und Gewittern zu kämpfen und natürlich wird sie an manchen Tagen auch von der Sonne verwöhnt. In Bayern muss sie Geld für neue Bremsbeläge ausgeben, denn Sicherheit hat Priorität. Aber immerhin hat sie auf der langen Etappe keine einzige Panne, denn sie hat in „unplattbare“ Reifen investiert. Sie erreicht den Bodensee und macht sich auf den Rückweg durchs Allgäu. Doch die Steigungen machen ihr schwer zu schaffen und sie ist mit ihren Kräften am Ende. Ans Aufgeben denkt sie aber trotzdem nicht und schafft es noch, zum Geburtstag ihrer Freundin in Erfurt an der Tür zu klingeln. Schließlich gelangt sie auf dem Ruhrtal-Radweg wieder zurück nach Mülheim und blickt nach guten sieben Wochen auf stolze 2716 gefahrene Kilometer zurück.
Susanne Storck hat in „Abgefahren“ ähnlich wie in einem Tagebuch alle Stationen festgehalten. Sie schreibt vom Wetter, wo sie was gegessen hat, wen sie getroffen und kennen gelernt hat und welche Eindrücke sie jeweils gewinnen konnte. Sie teilt dem Leser Wissenswertes über den Weinanbau mit, als sie einen Halt an der Mosel gemacht hat. Und ebenso gibt sie die Informationen weiter, die sie in Baden bekommen hat, als es um den Weinanbau ohne Chemie geht. Wiederholt weist die Susanne Storck auf die Marke ihres Fahrrades hin, ob sie damit Werbung für einen Sponsor betreibt, bleibt ihr Geheimnis. Die Autorin hat auf ihren Etappen viele Leute kennen gelernt und die ihr entgegengebrachte Hilfsbereitschaft gerne angenommen. Ihre gesammelten Erfahrungen sind sicher für jeden Leser interessant, der selbst einmal eine solche Tour plant. Zumindest aber dürfte mit dem Buch „Abgefahren“ von Susanne Storck so mancher Leser auf den Geschmack gekommen sein und nun darüber nachdenken, ob er das Wagnis auch einmal eingehen soll. Also, rauf aufs Rad!
Abgefahren von Susanne Storck
Sportwelt Verlag 2011
Broschur
220 Seiten mit zahlreichen Farbfotos
ISBN 978-3-941297-02-9