Nichts als überleben von S. A. Bodeen

Nichts als überlebenDie fünfzehnjährige Robie lebt mit ihren Eltern auf den Midway Inseln, einem Korallenatoll im pazifischen Ozean. Im Juni ist sie bei ihrer Tante Jilian in Honolulu zu Besuch und will mit dem Versorgungsflugzeug, das einmal im Monat fliegt, nach Hause. Robie versucht vergeblich, ihre Eltern von ihrer Ankunft zu informieren, doch leider funktioniert die telefonische Verbindung via Satellit wieder einmal nicht und ein Handyempfang ist dort wegen eines Funklochs sowieso nicht möglich.

Mit Larry und seinem Copilot Max besteigt sie für den sechsstündigen Flug eine Propellermaschine vom Typ G-1. Die Piloten wollen eine Gewitterfront umfliegen, geraten aber trotzdem in heftige Turbulenzen, ein Triebwerk fällt aus und sie müssen notwassern. Dann muss alles ganz schnell gehen, Max schubst Robie aus dem Fenster und kann ihr noch in ein aufblasbares Rettungsfloß helfen, bevor er stirbt. Noch bibbert Robie vor Kälte, doch schon bald brennt das Salz auf ihrer Haut, die Sonne scheint gnadenlos, sie leidet Hunger und noch schlimmeren Durst. Obendrein quält sie ein entzündetes Nasenpiercing, das sie sich bei ihrer Tante stechen ließ. Im Floß findet sie die Verladeliste des Flugzeugs und stellt mit Erschrecken fest, dass sie gar nicht aufgeführt ist. Somit weiß auch niemand, dass sie an Bord war. Robie, die „Nichts als überleben“ will, magert zusehends ab, schwankt zwischen Hoffnung und Resignation und ist völlig entkräftet.

S. A. Bodeen lässt ihre Protagonistin in der Ich-Form erzählen, womit gerade jungen Lesern im gleichen Alter wie Robie eine Identifikation leichter fällt. Die Erzählung wirkt so realistisch, dass sie das Gefühl haben könnten, selbst im Flugzeug zu sitzen oder später im Rettungsfloß. Dass Robie den Tod des Copiloten Max lange Zeit nicht realisieren will, ist durchaus nachvollziehbar. Denn um sich nicht so alleine zu fühlen, hat sie mit ihm geredet und sich selbst geantwortet.

Nebenbei vermittelt die Autorin eine Menge Hintergrundwissen, zum Beispiel über die Gulfstream Turboprop G-1. Es ist zu erfahren, dass Seegurken keine Gurken, sondern Stachelhäuter sind und dass Ciguatera in tropischen Meeresgebieten die häufigste Art von Fischvergiftung ist. S. A. Bodeen erzählt von den Lebensbedingungen der Hawaii-Mönchsrobben, der Albatrosse und Meeresschildkröten, geht auf die Gefahren für die Tiere ein, die ihnen durch achtlos ins Meer geworfenen Müll drohen und klagt die Gedankenlosigkeit der Menschen an, für deren Betten aussterbende Vögel ihre Federn lassen müssen.

Wer den Roman „Nichts als überleben“ liest, dem kommt unweigerlich der Begriff „Survival“ in den Sinn, denn Robie entwickelt in ihrer Not eine erstaunliche Überlebensfähigkeit, indem sie beispielsweise aus einer Schnur ihres Hoodies und der Spirale eines Blocks eine Angel baut. Trotz aller Widrigkeiten will sie unbedingt überleben, überwindet Ekel und gibt sich ironische Antworten auf Fragen, nur um sich aufzuheitern. S. A. Bodeen verzichtet in dem Roman auch nicht auf sehr rührende und mitfühlende Szenen. Obwohl die Protagonistin ein Mädchen ist, dürften auch Jungen von der spannenden und mitreißenden Geschichte überzeugt sein.

Nichts als überleben von S. A. Bodeen

Nichts als überleben
Übersetzung von Friederike Levin
Beltz Verlag 2018
Taschenbuch
221 Seiten
ISBN 978-3-407-74797-6

Bildquelle: Beltz Verlag
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