Günner Mambrallek: Wat willze von Volker Kosznitzki

Günner Mambrallek: Wat willzeIn den Ruhrpott-Geschichten „Wat willze“ von Volker Kosznitzki ist Günner Mambrallek mit Lissken verheiratet, hat Otto Korsinetzky zum Cousin, Bernie Freitag ist sein Kumpel und Uschi eine Nachbarin. Er raucht gerne eine „Kippe“ und freut sich nach Feierabend auf ein „lecker Pilsken“. Denn immer wieder macht er die Erfahrung, dass er bei einer gemütlichen Pilsrunde gut gemeinte Ratschläge eines Kumpels erhält, wie er beispielsweise den Eigenanteil für eine zahnärztliche Behandlung mindern kann. Einem Glas Wein kann Günner genau so wenig abgewinnen wie dem Oktoberfest, und Verständnis kann er weder für die Umstellung auf Sommerzeit, noch für die Mallorca-Urlauber am Ballermann aufbringen.

Skeptisch wird Günner Mambrallek beim Thema Online-Banking und schüttelt den Kopf angesichts des überhand nehmenden Austausches von WhatsApp Nachrichten. Bei Verträgen scheint es ihm System zu haben, wenn das Kleingedruckte niemand entziffern kann und die Formulierungen mit Absicht so gewählt sind, dass der Kunde nicht versteht, was er unterschreiben soll. Nicht verständlich sind selbst für eine Einserkandidatin im Fach Mathematik Rechenaufgaben, die Günners Nachbarskind in der zweiten Klasse lösen soll. Aber darüber wundert er sich genau so wenig wie über manches, was als Kunst bezeichnet wird. Erstaunlich findet er dagegen, dass heute viele Kinder an ADHS erkranken, das zu seiner Kindheit noch niemand kannte. Dabei weiß er ein Patentrezept, das preiswert, wirksam und völlig nebenwirkungsfrei ist. Und nicht nur darüber hat er sich Gedanken gemacht: Das Dschungelcamp würde er unter Tage in eine Zeche verlegen, wozu er Details bereits ausgearbeitet hat.

Günner weiß noch ganz genau, wie alte Zeitungen als Ersatz für Toilettenpapier dienten und es noch Rabattmarken gab, denen er nachtrauert, weil sie nicht mit dem heutzutage üblichen Punktesammeln verglichen werden können. Mit Wehmut blickt er auf die Zeit zurück, als kompetente Verkäufer in alteingesessenen Geschäften auf fast alles eine Antwort kannten, und er träumt gelegentlich auch davon, wie ihm in einem Baumarkt eine Beratung zuteil werden könnte. Aber nicht nur dort hofft er vergeblich auf Hilfe. Auch die Nachbarschaft ist nicht mehr das, was sie in früheren Zeiten einmal war, als die Bergleute füreinander einstanden. Durch die Schließung der Bergwerke im Ruhrgebiet hätten viele ihren Arbeitsplatz verloren, die nun von ihrer Arbeit nicht mehr leben könnten und als Hartz IV Bezieher zu den sozial Schwachen zählen. Wenn er sich die Leerstände in den Ruhrgebietsstädten ansieht, fürchtet er, dass die Politiker den „Ruhrpott ausbluten lassen und kaputt machen“ wollen, was man sich aber nicht gefallen lassen sollte!

Die dreißig Ruhrpott-Geschichten stammen allesamt aus dem Alltagsgeschehen, wobei Volker Kosznitzki auch Politiker nicht verschont und hart mit ihnen ins Gericht geht. Zahlreiche Illustrationen ergänzen seine Geschichten, und es versteht sich von selbst, dass er sie im Ruhrpott-Slang schreibt, nämlich so, wie man im Pott halt spricht! Wer nicht weiß, dass das Wort spachteln nicht aus dem Heimwerkerbereich stammt, der Mottek dagegen aber sehr wohl, und mit den Begriffen Poofe, Plörren und Heiopei nichts anzufangen weiß, muss sich fragen lassen, „Wat willze“ eigentlich mit diesem Buch? Alle anderen Leser werden sich in den dargestellten Situationen zum Teil wiederfinden und sich höchstens gewünscht haben, dass auch die in hochdeutsch verfasste Geschichte von Jacqueline Montemurri eine „Übersetzung“ von Volker Kosznitzki erfahren hätte. Da sämtliche Texte in den heiteren und humorvollen Geschichten mit Glückauf enden, soll sich auch diese Buchbesprechung nicht davon ausnehmen. In diesem Sinne: Glückauf!

Günner Mambrallek: Wat willze von Volker Kosznitzki

Günner Mambrallek: Wat willze
Edition Paashaas Verlag 2016
Broschur
152 Seiten
ISBN 978-3-945725-93-1

Bildquelle: Amazon
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