Goethespur von Bernd Köstering

GoethespurHendrik Wilmut ist Dozent mit dem Spezialgebiet Goethe an der Universität in Frankfurt. Im Café seiner Ehefrau Hanna trifft er seinen ehemaligen Studienkollegen und Freund Eddie wieder, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Edmund Fahrnholtz, wie dieser mit bürgerlichem Namen heißt, will den Beweis antreten, dass Goethes Italienreise nie stattgefunden hat. Er bietet Hendrik eine Begleitung an, doch weil er nicht an die Theorie von Eddie glaubt, Goethe hätte die Reise lediglich vorgetäuscht, lehnt er ab.

Als Hendrik mit dem ehemaligen Kriminalhauptkommissar Siegfried Dorst im Gespräch ist, erreicht ihn ein Anruf von Eddie, der ihm aufgeregt mitteilt, dass auf ihn geschossen wurde. Obwohl Hendrik seine Frau Hanna nur schwer davon überzeugen kann, seinem alten Freund Eddie nach diesem Vorfall beistehen zu müssen, will er ihn unbedingt auf dem restlichen Weg der Reise begleiten. Er fühlt sich Eddie gegenüber verpflichtet, da er offensichtlich in Gefahr ist.

Hendrik erinnert sich an einen Anruf von Prof. Heinrich Wachshauer. Der sprach von einem Wahnsinnigen, der ein Buch über die angeblich nie stattgefundene Italienreise von Goethe schreiben will und den er am liebsten „züchtigen“ würde. Albert Moser, den Hendrik unterwegs kennenlernt, plant entlang Goethes Reiseroute eine Hotelkette. Sollten sich die Vermutungen Eddies als Wahrheit herausstellen, wäre dieser ruiniert. Oder, so müssen sich Hendrik und der ehemalige Kommissar sowie seine noch im Dienst stehenden Kollegen fragen, müssen sie in einer ganz anderen Richtung ermitteln. Immerhin ist Eddie mit seinem Bruder Didi wegen einer Erbsache zerstritten.

Der Literaturkrimi „Goethespur“ von Bernd Köstering ist bereits der vierte Band dieser Reihe. Im aktuellen Fall um den Dozenten Hendrik Wilmut geht es um die Italienreise, die Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1786 von Karlsbad antrat und die ihn letztlich bis nach Sizilien führte. Immer wieder hat der Autor in den Plot einfließen lassen, dass zur damaligen Zeit vieles noch anders aussah als heutzutage und dass das Reisen in den Kutschen nicht mit dem uns gewohnten Komfort zu vergleichen ist.

Bernd Köstering hat eine ausgezeichnete Recherche über den bedeutenden Dichter betrieben und sich dazu bei Dr. Elke Richter informiert, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, die als authentische Person im Roman genannt wird. Was sich viele Leser vermutlich noch nie bewusst gemacht haben ist die im Buch erwähnte Tatsache, dass es zu Lebzeiten von Goethe tatsächlich noch keine Briefmarken gab. Die sind in Deutschland erst Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt worden. Weiterhin hat der Autor darauf hingewiesen, dass ein echter Espresso nur mit einer Siebträgermaschine fachgerecht von einem Barista, wie der Barkeeper einer Espressobar in Italien genannt wird, zubereitet werden kann.

Allein schon wegen der Route, die Eddie der „Goethespur“ folgt und die ihn über die mit zahlreichen Kehren versehene imposante Kesselbergstraße vom Kochel- hinauf zum Walchensee, nach Mittenwald und weiter über den Brenner führt, ist die Lektüre des Literaturkrimis ein Genuss zumindest für jeden, der schon einmal dort war. Goethekenner und -liebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten und selbst, wer weder etwas mit den Handlungsorten, noch mit dem Dichter verbindet, wird am weiteren Handlungsverlauf interessiert sein. Denn der in angenehmem Schreibstil verfasste Kriminalroman wird noch richtig spannend, nachdem der Protagonist den Täter entlarvt hat.

Goethespur von Bernd Köstering

Goethespur
Gmeiner Verlag 2019
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-839-22398-7

Bildquelle: Gmeiner Verlag
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