Gezählte Tage – Als John Lennon seine Seele verkaufte von Martin Häusler

Gezählte Tage - Als John Lennon seine Seele verkaufteMartin Häusler geht in seinem Roman „Gezählte Tage – Als John Lennon seine Seele verkaufte“ der Frage nach, ob der Beatle in dem Song „Come Together“ mit der Zeile „Shoot me!“ quasi dazu aufgefordert hat, ihn zu erschießen. In seinem gut recherchierten Buch hat der Journalist unter anderem Aussagen von Paul McCartney und Yoko Ono verarbeitet und aus Sicht von John, der in der Ich-Form berichtet, dessen Leben Revue passieren lassen:

Alles beginnt im von Bruno Koschmider geleiteten Kaiserkeller in Hamburg, wo Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best mit John Lennon im Wechsel mit den Hurricanes auftreten und auf Ringo Starr treffen. Sie sind froh, als sie von dem Lokal mit „Siff-Faktor“ zum Top Ten Club aufsteigen. In dieser Phase begegnet John dem Teufel, der ihm ein verlockendes Angebot macht: Aus ihm und den Beatles will dieser die größte Band der Welt machen, doch John muss ihm dafür seine Seele verkaufen. Erst, nachdem der Teufel einen Beweis für seine Prophezeiung antritt, indem ein grandioser Auftritt in der Litherland Town Hall alles zuvor Dagewesene in den Schatten stellt, geht John auf den Deal ein, um für nur noch zwanzig weitere Lebensjahre mit den Beatles in die Weltgeschichte einzugehen.

Es kommt genau so, wie es der Teufel angekündigt hat: Die Beatles feiern in ihrer Liverpooler Heimat im Cavern Club erste Erfolge, Stuart verstirbt unerwartet an einer Hirnblutung und von Pete verabschieden sie sich zugunsten des Drummers Ringo. Die Schwangerschaft von Johns Freundin Cynthia wird ebenso wie die Trauung geheim gehalten, und wegen zahlreicher Auftritte müssen die Flitterwochen verschoben werden. „She loves you“ löst die berüchtigte Beatlemania aus, die Beatles erobern Amerika, gelangen mit getarnten Fahrzeugen zu ihren Auftritten und sind Millionäre. In England drehen sie den ersten Kinofilm, gehen im Jahr 1964 auf Welttournee und distanzieren sich von dem Mythos, Heilige mit heilenden Kräften zu sein.

Bei Bob Dylan lernt John Cannabis kennen, in der Folge wendet er sich dem LSD zu. Während eines Interviews hält er sich für größer als Jesus, was man ihm jedoch übelnimmt und die folgende Tournee zum Desaster verkommen lässt. In Indien tauscht er Meditation gegen Drogen ein, lernt Yoko Ono kennen, mit der er einen politischeren Kurs einschwenkt, beide werden vom Heroin abhängig und machen gemeinsam einen kalten Entzug. John und Yoko heiraten, veranstalten legendäre Bed-Ins und es entsteht der Song „Come Together“ mit der mehr oder weniger Aufforderung „Shoot me!“. Es folgen ruhige Zeiten mit Yoko, Paul löst die Beatles auf, Johns Interesse an Yoko lässt nach, er teilt sein Bett wieder mit anderen Frauen und es kommt zum Bruch. Ein Auf und Ab führt zur Versöhnung und Umzug ins exklusive Appartementhaus Dakota, was John nicht davon abhält, sich mit seiner Geliebten May zu trösten. Selbst dann nicht, als Sohn Sean unterwegs ist. Zum vierzigsten Geburtstag plant er noch einmal eine Tournee, doch ein Attentat vor dem ihm verhassten Dakota verhindert das.

Der Roman „Gezählte Tage – Als John Lennon seine Seele verkaufte“ ist eine Aufarbeitung des zügellosen Lebens, das der nur vierzig Jahre alt gewordene Beatle führte, der in späteren Jahren immer mehr dem Okkulten und Spirituellen zusprach, dessen Gedanken mehr oder weniger um Jesus und Gott kreisten und der sich wie kaum ein anderer um den Frieden in der Welt bemüht hat, was er mit dem denkmalwürdigen Song „Imagine“ unterstrichen hat. Martin Häusler macht im Plot deutlich, unter welchen Umständen viele Liedertexte entstanden sind und welchen Bezug sie zu John Lennons Leben hatten. Immer wieder finden sich an entsprechender Stelle Zitate seiner Weggefährten, seiner Ehefrau Yoko Ono oder auch von ihm selbst. Einen Beweis dafür, dass John mit dem Teufel einen Pakt geschlossen haben soll, liefert eine Aussage des Musikers Tony Sheridan.

Martin Häusler macht deutlich, wie zerrissen sich John Lennon häufig gefühlt hat und wie ihn immer wieder Selbstzweifel befallen haben, was in dem Musikstück „Help!“ deutlich zum Ausdruck kam. Den Beatle plagte stets das schlechte Gewissen, wenn er seine erste und auch zweite Frau mit anderen betrog oder wenn er zu wenig Zeit für seine beiden Söhne hatte. Für Beatle-Fans ist der in einem rasanten Tempo verfasste und mit umgangssprachlichen Ausdrücken gespickte Roman, in dem sich übrigens einige Namen nur in abgekürzter, weil bei Insidern als bekannt vorausgesetzter Form finden, ein Muss!

Gezählte Tage – Als John Lennon seine Seele verkaufte von Martin Häusler

Gezählte Tage - Als John Lennon seine Seele verkaufte
Golkonda Verlag 2023
Klappenbroschur
272 Seiten
ISBN 978-3-96509-067-5

Bildquelle: Golkonda Verlag


Teile diesen Beitrag