
Die Krise und der Absturz
Die Zeitungskrise in Schweden erreicht im Jahr 2008 auch die Hauptstadt: Ein Drittel aller Angestellten muss entlassen werden. Als der Chefredakteur dem Journalisten Zack Levin die Kündigung eröffnet, trifft es Zack doppelt hart – die Trennung von seiner langjährigen Freundin hat er noch nicht verkraftet.
Eine Zeitlang verschläft er die Vormittage, betrinkt sich abends und treibt sich nachts in Clubs herum, bis er aus seinem Sommerschlaf erwacht und begreift, dass er handeln muss. Doch die Jobsituation in der Medienbranche ist angespannt. Da er die Miete für seine Wohnung nicht mehr bezahlen kann, beschließt er, von Stockholm zurück zu seiner Mutter in die schwedische Provinz nach Veberöd zu ziehen, um ein Buch zu schreiben. Immerhin hat er einst literarisches Schreiben studiert.
Erinnerungen an Lund und ein verschwundener Schriftsteller
Genau über diese Studienzeit vor zwölf Jahren in Lund will Zack ein Buch verfassen. Damals lernte er und seine Clique über ihre Dozentin Li Karpe den berühmten Schriftsteller Leo Stark kennen. Gelegentlich waren sie sogar in dessen Haus zu Gast – bis Leo Stark eines Tages spurlos verschwand.
Obwohl nie eine Leiche gefunden wurde, wurde Zacks früherer Freund Adrian Mollberg des Mordes angeklagt und zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Zack ist bis heute von Adrians Unschuld überzeugt und will herausfinden, was wirklich geschah. Doch seine ehemaligen Studienfreunde reagieren wenig begeistert auf seine Idee und scheinen etwas zu verbergen. Als während seiner Recherchen plötzlich die Leiche von Leo Stark auftaucht, gerät Zack selbst ins Visier der Ermittler.
Ein Roman im Roman
Der schwedische Gymnasiallehrer und Schriftsteller Mattias Edvardsson, der mit seinem Debüt Die Lüge* sofort die Bestsellerlisten eroberte, überrascht seine Leser erneut mit einem außergewöhnlichen Plot. Während Zack in der Ich-Form von den Ereignissen des Jahres 2008 erzählt, wird die Handlung durch Kapitel aus dem Roman Der unschuldige Mörder unterbrochen – jenem Buch, an dem Zack arbeitet und das im Jahr 1996 spielt.
Die damaligen Geschehnisse erfährt der Leser nur bruchstückhaft durch Zacks Erinnerungen und Recherchen, die er in sein Werk einfließen lässt. Gerade diese Fragmentierung macht den besonderen Reiz des Romans aus: Erst nach und nach entsteht ein klares Bild dessen, was damals wirklich passiert ist.
Wahrheit, Zweifel und ein überraschendes Ende
Der unschuldige Mörder* von Mattias Edvardsson ist kein klassischer Kriminalroman, wie der Titel vermuten lässt, doch der Plot fesselt dennoch. Die Widersprüche in Zacks Nachforschungen führen ihn selbst zu der Erkenntnis, dass Wahrheit viele Facetten haben kann.
Immer wieder kommen Zweifel auf, wer der wahre Mörder sein könnte. So bleibt die Spannung bis zur letzten Seite erhalten – und erst ganz am Ende offenbart sich die Wahrheit, völlig überraschend und mit starker Wirkung.
Der unschuldige Mörder von Mattias Edvardsson

Übersetzung von Annika Krummacher
Limmes Verlag 2019
Klappenbroschur
464 Seiten
ISBN 978-3-8090-2684-6