Der seltsame Fremde von Christian Haller

Der seltsame FremdeDer mit einer Astrophysikerin verheiratete Fotograf Clemens Lang erhält eine Einladung zu einem Kongress im Ausland, auf dem er seine Arbeiten präsentieren, sowie ein Portfolio zusammenstellen soll. Bereits am Flughafen begegnet ihm „Der seltsame Fremde“, der sich als sein auserwählter Begleiter vorstellt. Obwohl Clemens Lang den Mann auf Mitte vierzig schätzt, gibt dieser vor, bis 1916 Friedländer geheißen zu haben, von Beruf „Causeur“ zu sein und heute Landers zu heißen. Er gibt dem Fotografen weitere Rätsel auf, indem er eine tatsächlich eintretende Flugverspätung voraussagt und immer wie aus dem Nichts auftaucht und unbemerkt verschwindet. Außerdem erzeugen seine aufglimmenden Zigarren keinen Rauch. Doch es ereignen sich für Lang noch mehr Merkwürdigkeiten, als er ein „Büchlein der Halbwahrheiten“ entdeckt, das eine Widmung an ihn selbst mit Datum des Kongressbeginns enthält.

Für Clemens Lang wird der Aufenthalt in dem fernen Land zu einer Reise in seine Vergangenheit, in die er sich manchmal zurückversetzt fühlt und die er von der Realität kaum noch unterscheiden kann.

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Schoßgebete von Charlotte Roche

SchoßgebeteMit ihrem Debüt „Feuchtgebiete“ wirbelte Charlotte Roche gehörig die Gemüter auf. Die einen hassten und verhöhnten es, die anderen liebten und feierten Roches ekelhaft offenes Werk. Daher wurde auch der Folgeroman „Schoßgebete“ mit gemischten Gefühlen erwartet. Der Roman lehnt sich jedoch nicht gänzlich an seinen Vorgänger an. Hier steht das eheliche und mitmenschliche Zusammensein in seinen unterschiedlichsten Facetten im Mittelpunkt. Jedoch zeigt Roche erneut, dass sich auch hier jede Menge Tabus finden lassen, die man gehörig ausschlachten kann.

Und noch etwas fällt schnell auf, wenn man die ersten Seiten des Buches aufschlägt und liest: Die autobiografischen Züge zwischen dem weiblichem Hauptcharakter Elizabeth und Autorin Roche scheinen stärkere Ähnlichkeiten angenommen zu haben, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Trotzdem wird schnell klar, dass Roche hier nicht allzu offenherzig von sich selbst spricht.

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Häschen in der Grube von Maria Sveland

Häschen in der GrubeEnde der 80er Jahre haben die Freundinnen Emma und Julia mit ihren 13 Jahren allerhand Flausen im Kopf. Verbotenes reizt und so stehlen sie Süßigkeiten und Getränke. Als sich ihnen im Wald eines Tages ein Mann in exhibitionistischer Weise zeigt und seinen „Rhabarberpenis“ mit der Hand reibt, erregt das die Mädchen und führt zu sexuellen Fantasien.

Die Familiensituation der beiden weist große Unterschiede auf: Emma lebt bei ihrer allein erziehenden Mutter Annika, die sie wie eine Freundin behandelt, in bescheidenen Verhältnissen. Wegen der Schwangerschaft musste Annika ihr Studium aufgeben. Als Pflegehelferin arbeitet sie in einem Seniorenheim und freut sich über einen kleinen Nebenverdienst, als sie für den Kulturredakteur Gunnar Buchrezensionen schreiben darf.

Um die Ehe der Eltern von Julia und ihrem kleineren Bruder Erik steht es nicht zum Besten, denn Mutter Gisela kann sich nicht mehr daran erinnern, wann sie in ihrem Leben zum letzten Mal fröhlich war.

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Supermanfred von Lars Steffens

SupermanfredManfred ist ein ruhiger, zurückhaltender und stets freundlicher Zeitgenosse und nach fünf Jahren Beziehung hat sich Claudia an das unaufgeregte Zusammenleben mit ihrem Freund Freddie gewöhnt. Mit Mitte dreißig hofft sie nicht mehr auf einen Supermann und Freddie ist zwar manchmal ein echter Langweiler, aber auch ein angenehmer Ruhepol. Sie hat ihn damals auf einem Grillfest kennengelernt und war von seinem muskulösen Rücken und seinen starken, gebräunten Unterarmen fasziniert, was sie vielleicht von Freddies Körpermitte abgelenkt hat, denn er ist kräftig gebaut. Als er ihr in einem Gespräch erzählte, dass er Feuerwehrmann ist, wurde der unscheinbare Freddie in ihren Augen noch attraktiver. Obwohl er von keinen spektakulären Einsätzen berichten konnte, glaubte sie, er würde seine eigentlichen Heldentaten verschweigen. Heute weiß sie, dass er nur die Wahrheit gesagt hat.

Als die neue, topmoderne Waschmaschine während des Schleudergangs kaputt geht, ist Claudia stinksauer auf Freddie, denn bestimmt hat er wieder einmal etwas in die Maschine gestopft, ohne vorher die Taschen zu leeren.

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Was Liebe ist von Ulrich Woelk

Was Liebe istIn dem Roman „Was Liebe ist“ von Ulrich Woelk ist der Jurist Roland Ziegler Mitinhaber einer elektrotechnischen Firma. Er reist 1999 zu einer Konferenz ins Bundeskanzleramt nach Berlin, bei der es um die Entschädigung von ehemaligen NS-Zwangsarbeitern in deutschen Unternehmen geht.

Roland Ziegler ist 36 Jahre und als Epileptiker achtet er peinlich auf die pünktliche Einnahme seiner Medikamente. Er ist froh, seine Krankheit unter Kontrolle zu haben und hat seit zehn Jahren keinen Anfall mehr gehabt. In Berlin trifft er auf die Jazz-Sängerin Zoe, die Ende zwanzig und mit dem viel älteren Piet liiert ist. Das gemeinsame Interesse an der Musik verbindet Roland mit Zoe und beide mussten in ihrer Kindheit eine traurige Erfahrung machen. Doch trotz aller charakterlichen Gegensätze kommen sie sich schließlich in Amsterdam näher.

Der elektrotechnischen Firma in dem Roman „Was Liebe ist“ liegt ein historisches Vorbild zugrunde. Tatsächlich wurde, nachdem sich die Fraktionen im Bundestag geeinigt hatten, eine Stiftung zur Entschädigung der Zwangsarbeiter unter finanzieller Beteiligung deutscher Firmen eingerichtet.

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Das bisschen Kuchen von Ellen Berg

Das bisschen Kuchen„Für alle, die mehr Leichtigkeit in ihrem Leben brauchen“, hat Ellen Berg ihr Buch „Das bisschen Kuchen“ geschrieben. Wobei es sich, wie schon das Cover vermuten lässt, um einen nicht ganz ernst gemeinten Diät-Roman handelt.

Zu ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag will die stark übergewichtige Annika Michels, kurz Niki genannt, sich ein schönes Kleid kaufen. Ihr Mann Walter hat ihr dafür seine Kreditkarte in die Hand gedrückt, aber in der eleganten Boutique gibt es keine Designermode in Übergrößen. Sie ist den Tränen nahe, denn sie befürchtet, dass sie wieder einmal nur in der Abteilung für Umstandsmoden im Kaufhaus fündig wird. Was war nur mit ihr passiert, fragt sich Niki, sie fühlt sich wie Moby Dick im Trockendock. Doch wenigstens ihr Wolfgang liebt sie, so wie sie ist, und so tröstet sie sich zunächst in einem Café mit Cappuccinotorte, einem Stück Käsesahne, zwei Mandelhörnchen sowie einem großen Latte Macchiato. Als sie sich in das Kaufhaus begeben will, entdeckt sie ihren Wolfgang auf der gegenüberliegenden Seite, wie er eine junge Frau küsst, die sich eng an ihn presst.

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Ein Tag mit der Liebe von Mohsen Charifi

Ein Tag mit der LiebeObwohl die Liebe viele Gesichter kennt, denken die meisten Menschen dabei an die Partnerliebe. Während Evolutionspsychologen die sich über Millionen von Jahren herauskristallisierenden Gründe untersuchen, die zur Partnerwahl führen, haben Neurobiologen den Zustand der Verliebtheit analysiert, den sie als Rauschzustand definieren. In der Tat befällt den Verliebten ein wahrer Hormoncocktail, der ihn euphorisch werden lässt. Sein Schlafbedürfnis sinkt und er wird leichtsinniger. Generationen von Komponisten haben der Liebe ein Denkmal gesetzt und die meisten Filmklassiker haben sie zum Thema. Doch kaum jemand hat sich mit ihr wie Mohsen Charifi in seinem bezaubernden Buch „Ein Tag mit der Liebe“ beschäftigt. Auf eine ungewöhnliche Weise beschreitet der studierte Physiker und Psychologe einen philosophischen Ansatz.

Ein junges Mädchen, das die Verliebtheit symbolisiert, trifft mit einem schweren Rucksack bepackt auf einen alten Mann, der für die Liebe steht. Sie erwartet von ihm ein schnelles Rezept für die Liebe und wird zunehmend ungeduldiger, da er auf alle ihre Fragen mit Rückfragen reagiert und weit ausholende Erklärungen bietet.

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Und Gott sprach: Wir müssen reden! von Hans Rath

Und Gott sprach: Wir müssen reden!Nach seiner Scheidung läuft die Psychologische Praxis von Dr. Jakob Jakobi miserabel, denn wer möchte schon einen Eheberater, der gerade erst geschieden wurde? Da steht mitten in der Nacht seine Exfrau Ellen vor der Tür, die ein Problem mit ihrem neuen Ehemann hat. Ihr Mann Armin ist rasend vor Eifersucht, klingelt kurz darauf an der Tür und der Berufsboxer verpasst Jakob einen Schlag auf die Nase, der wie ein nasser Sack zu Boden geht und erst im Krankenwagen wieder erwacht. Obwohl ihn seine Nase schmerzt, kann ihm Dr. Kessels kein Schmerzmittel geben, denn das hat der Arzt selber eingenommen, weil ihm nach über dreißig Stunden Dienst die Amphetamine ausgegangen sind. Dr. Kessels macht Jakob wenig Hoffnung, dass er in der Notaufnahme gleich behandelt würde, denn mit einer angebrochenen Nase steht er weit hinten auf der Liste und drei Dutzend Leute wären vor ihm dran.

Wie der Arzt ihm prophezeit hat, herrscht im Krankenhaus Jahrmarktsatmosphäre, denn ein paar Dutzend Kranke nebst Familien und Freunden tummeln sich auf dem Flur. Dort trifft Jakob auf den Clown Abel Baumann, der gelegentlich Stiche in der Herzgegend verspürt, die aber nicht organisch, sondern psychosomatisch sind.

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Kölner Mosaik von Barbara Endres

Kölner MosaikBarbara Endres hat ihr Versprechen gehalten und den Familienstammbaum, den ihre Großmutter über die Wirren des Krieges retten konnte, in Ehren gehalten. In alten Kirchenbüchern fand sie die Daten bestätigt und hat basierend auf Erzählungen von Verwandten und ihren eigenen Erinnerungen die autobiografische Erzählung Pollin – Fragmente einer Kindheit in Pommern und als Fortsetzung den Roman „Kölner Mosaik“ geschrieben.

Die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre gehören für Eva Hartmann mittlerweile der Vergangenheit an. Bei ihrem Vater kann sie sich durchsetzen und lernt an der Kölner Werkschule akademisches Zeichnen. Der älteste Bruder musste gegen seinen Willen in die Fußstapfen des Vaters treten und eine Ausbildung zum Schornsteinfeger machen, was nicht ohne Folgen geblieben ist. Ihre Mutter ist weiterhin in ihrer Ehe unglücklich und besonders an ihrem 40. Geburtstag erlebt sie eine große Enttäuschung.

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Pollin – Fragmente einer Kindheit in Pommern von Barbara Endres

Pollin – Fragmente einer Kindheit in PommernAus Furcht vor den sowjetischen Soldaten flüchteten ab Oktober 1944 Millionen aus ihrer Heimat, zunächst aus Ostpreußen, dann aus Schlesien und schließlich aus Pommern. Die Flüchtlinge gingen einer ungewissen Zukunft entgegen und viele von ihnen sind auf der Flucht durch Auszehrung oder Krankheit gestorben. Barbara Endres erinnert in ihrer autobiographischen Erzählung „Pollin – Fragmente einer Kindheit in Pommern“ an diese Zeit und lässt die Protagonistin Eva Hartmann von ihren Erinnerungen berichten.

Eva blickt gerne zurück auf ihr Zuhause Pollin in Pommern, dem heutigen Damnica in Polen. Aus Erzählungen weiß sie, wie Max und Ida Hartmann zueinander gefunden haben und heirateten. Eines ihrer Kinder hieß Felix, Eva’s Vater. Ihre Mutter hieß Erika und war die Tochter von Christine und Johannes Schüler. Nach vielen unentschlossenen Jahren haben die Eheleute Anfang 1940 geheiratet und Eva erlebte in Pollin eine glückliche Kindheit, die allerdings durch den Krieg ein abruptes Ende fand.

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