Die beachtenswerte, vierbändige Graphic-Novel aus Taiwan, deren einzelne Bände isoliert gelesen Unverständnis zurücklassen, was daher wenig Sinn macht, beschreibt zum einen das schicksalhafte Leben des unschuldig inhaftierten Tsai Kun-Lin, geht aber unweigerlich auch auf die politischen Verhältnisse in dem Land ein. Diese vielen Ereignisse und Begebenheiten konnten nicht in einem Buch untergebracht werden, so dass letztendlich vier, chronologisch aufeinander folgende Bände erschienen. Dieser letzte Band „Tsai Kun-Lin – Was bleibt“ knüpft übergangslos an seinen Vorgänger an, nachdem im Jahr 1969 zwei verheerende Taifune Tsai Kun-Lin und seiner Familie alles genommen hatten, was sie sich über Jahre aufgebaut hatten. Besonders litt er darunter, seine Verwandten und Freunde, die ihm Kredite gewährten, in die Insolvenz gezogen zu haben.
Graphic-Novels
White Bird – Wie ein Vogel von R.J. Palacio
Das Genre der Graphic-Novels scheint in letzter Zeit immer beliebter zu werden, sprechen doch allein schon die aussagekräftigen Illustrationen das Gemüt an. R.J. Palacio hat für den Rahmen ihrer Graphic-Novel „White Bird – Wie ein Vogel“ einen Face-Time-Anruf zwischen Großmutter und ihrem Enkel gewählt, in dem seine Grandmère von ihrer Vergangenheit als junges Mädchen im Krieg berichtet. Obwohl es der Großmutter schwerfällt darüber zu reden, wie die Illustrationen deutlich veranschaulichen, kommt sie der Bitte nach, damit auch die Generation ihres Enkels Bescheid weiß und nicht zulässt, dass sich das wiederholt, was sie erleben musste:
Als Sara Blum lebt sie in den 1930er Jahren glücklich in einem kleinen französischen Ort mit ihren Eltern. Der Vater ist Arzt, die Mutter eine Mathematikerin. Doch nach der Kapitulation vor den Deutschen verliert die Mutter aufgrund der antijüdischen Gesetze ihre Arbeit an der Universität.
Tsai Kun-lin – Ein neues Leben von Yu Pei-yun
Unvermittelt knüpft der dritte Band „Tsai Kun-Lin – Ein neues Leben“ einer Graphic Novel aus Taiwan mit der Ankunft von Tsai Kun-Lin im Jahr 1960 an, nachdem er eine zehnjährige Haft verbüßen musste. Die Enttäuschung ist groß, als er seinen Vater, der aus Kummer Suizid beging, nicht mehr antrifft. Tsai geht täglich in Taipeh auf Arbeitssuche und kommt endlich in einem Zeitungsverlag unter. Durch Zufall erfährt er, wo seine Jugendliebe Kimiko lebt. Bei seinem Besuch wärmen die beiden Erinnerungen aus der gemeinsamen Schulzeit auf. Wegen seiner Haftstrafe muss er seine Arbeit bei der Zeitung aufgeben, da seinem Chefredakteur Repressalien aufgrund seiner Vorstrafe drohen könnten. Nach erneuter Arbeitslosigkeit wird Tsai freier Mitarbeiter in einem Comicverlag.
Kimiko, die als Grundschullehrerin arbeitet, ist darüber dankbar, dass Tsai ihr bei den Korrekturen von Aufsätzen hilft. Nach zwanzig Jahren heimlicher Liebe folgt endlich im März 1961 die Verlobung. Mit Liao Wen-mu gründet Tsai den Comicverlag Wenchang.
Tsai Kun-lin – Die gestohlenen Jahre von Yu Pei-yun
Eine Graphic Novel aus Taiwan!
„Tsai Kun-lin – Die gestohlenen Jahre“ ist bereits der zweite von vier Bänden, die im Grunde genommen eine Einheit darstellen. In einer Graphic Novel, einer ausführlichen Comicform, berichtet Yu Pei-yun vom Leben des Tsai Kun-lin, der ihr und dem Illustrator Zhou Jian-xin in vielen Gesprächen über sein Leben berichtet hat. Diese Fortsetzung knüpft direkt an den ersten Band, der mit der Abführung zum Verhör endet: Nachdem Kun-lins ahnungsloser Bruder Kun-chang den Militärpolizisten geradewegs in seine Arme geführt hat, gerät der knapp Zwanzigjährige am 10. September 1950 unschuldig in die Fänge von Chiang Kai-shek. Sein einziges Vergehen bestand darin, während der Mittelstufe einem Lesezirkel anzugehören, der als „aufrührerische Vereinigung“ eingestuft wurde. Kun-lin wird unvermittelt aus seiner Arbeit gerissen, ohne zu wissen, ob er seine Familie oder heimliche Liebe Yang Bi-ru jemals wiedersehen wird.
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Tsai Kun-lin – Der Junge, der gerne las von Yu Pei-yun
Eine Graphic Novel ist im Grunde genommen ein Comic, der allerdings in wesentlich ausführlicherer Form in einem Buch zusammengefasst ist. „Tsai Kun-lin – Der Junge, der gerne las“ ist der Protagonist dieser Graphic Novel von Yu Pei-yun mit Illustrationen von Zhou Jian-xin, der sowohl der Autorin, als auch dem Illustrator in vielen Gesprächen von seinem Leben berichtet hat: Tsai Kun-lin wird als achtes Kind im Jahr 1930 in der japanischen Kolonie Qingshui geboren. Seine Erinnerungen reichen bis zum April 1935, als ein schweres Erdbeben auch sein Elternhaus stark beschädigt. Wegen der Hochzeit einer seiner Schwestern wird er neu eingekleidet und spürt mit ihrem Wegzug einen ersten Trennungsschmerz.
Kun-lin kommt in den Kindergarten, besucht daraufhin die Schule und entwickelt in der Bibliothek seine Liebe zum Lesen. Von seinem strengen Lehrer erntet er Anerkennung, weshalb dieser den Eltern einen Besuch der Mittelschule empfiehlt.
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Sibiro Haiku von Jurga Vilė
Eine Graphic Novel aus Litauen!
Wie die Übersetzerin Saskia Drude in einem Nachwort des Kinderbuches „Sibiro Haiku“ von Jurga Vilė ausführt, wurden im Sommer 1940 die baltischen Staaten von sowjetischen Truppen besetzt. Ab Juni 1941 folgten Deportationen von vermeintlichen Staatsfeinden. Bis 1952 wurden schätzungsweise über einhundertdreißigtausend Menschen verschleppt, unter ihnen Algis Mielis, der Vater von Jurga Vilė, die das Buch nach Erzählungen ihres Vaters und ihrer Großmutter Röslein, mit eigenen Gedanken ausgeschmückt, in Form eines japanischen Kurzgedichtes (Haiku) ein Sibirisches Haiku, so die Übersetzung des Titels, geschrieben hat.
Am 14. Juni 1941 pochen in den frühen Morgenstunden zwei russische Soldaten an die Tür der Familie Mielis. Algis und seine Schwester Dalia, den Eltern und der Großmutter Röslein bleiben nur zehn Minuten Zeit zum Anziehen und um das Nötigste zu packen. Neben weiteren Familien werden sie auf einen Pferdekarren geladen und hoffen noch, dass sich alles als Irrtum herausstellt.