Der Spion des Dogen von Stefan Maiwald

Der Spion des DogenDie gewählten Oberhäupter in den italienischen Republiken führten im Mittelalter den Titel eines Dogen. So auch in Venedig, das den Beinamen Serenissima trug. In dem historischen Roman von Stefan Maiwald wird Davide Venier unfreiwillig „Der Spion des Dogen“, nachdem er Opfer eines gegen ihn gerichteten Komplotts wurde, bei dem ihn sogar sein Gondoliere Enrico, wie auch sein Koch Rigoberto und sein ehemaliger Freund Valentino Lucari schwerer Anschuldigungen bezichtigt haben. Das Urteil der Inquisitoren lautet auf zehn Jahre Kerker und die Enteignung des Sohnes eines reichen Kaufmanns.

Um der Haft in den Bleikammern zu entgehen, entschließt sich Davide, das Angebot von Calaspin anzunehmen: Freiheit, wenn er sich fortan in den Dienst der Republik stellt. Davide verlangt auch die Freilassung seines Zellengenossen Hasan, der ihm neben dem Schachspiel auch Selbstverteidigung gelehrt hat. Mit Unterstützung des Malers Tintoretto, seines treuen Freundes Miguel de Cervantes und seiner Geliebten Veronica, Ehefrau eines einflussreichen Mannes, dem sie die Liaison nicht verschweigt, will er die Drahtzieher der Verschwörung ausfindig machen.

Natürlich muss er auch weiterhin den gefahrvollen Aufgaben als Spion nachkommen. So soll er den Tod eines Schiffbaumeisters aufklären und Leibgardist des Dogen während einer Regatta werden, bei der Calaspin einen Anschlag fürchtet. Während ein Mann in Venedig im Auftrag des Sultans für Angst und Schrecken sorgt, wird Davide nach Istanbul verschleppt, wo er nicht nur einem Sadisten in die Hände fällt, sondern auch noch den Untergang seiner geliebten Heimat Venedig fürchten muss.

Stefan Maiwald entführt den Leser in seinem Roman „Der Spion des Dogen“ ins mittelalterliche Venedig Mitte des 16. Jahrhunderts. Authentisch schreibt er von den Arbeiten im Arsenal, der gigantischen Staatswerft in Venedig und wohl leistungsfähigsten Schiffsbaustätte der damaligen Zeit, wozu auch die Auflistung von Privilegien der Arsenalotti, der gefragten Facharbeiter im Arsenal, gehört. Er liefert zahlreiche Hintergrundinformationen, schreibt von der ärmlichen Wohnsituation der unteren Klasse und von Legenden, die von den Ärmsten der Armen erzählen, wobei er natürlich auch das politische Geschehen nicht vernachlässigt und im Gegensatz zu vielen historischen Romanen gänzlich ohne Klischees auskommt.

Seinem Protagonisten Davide hat der Autor sarkastische Züge verliehen und selbst dann, als er gemeinster Folter ausgesetzt ist, bemächtigt er sich noch einer gewählten und ironischen Ausdrucksweise. Doch tief in seinem Innern fürchtet er sich vor dem, was unweigerlich auf ihn zukommt. Der Leser fühlt nicht nur in diesen Momenten mit Davide, sondern auch bei den unmenschlichen und barbarischen Züchtigungen, die ein Mann an zwölf wehrlosen Jungen ausübt. Bei den Recherchen zu seinem Buch profitierte Stefan Maiwald vermutlich davon, selbst in der Nähe von Venedig zu leben. Sein Roman „Der Spion des Dogen“ kann mit jedem Krimi mithalten, was die Spannung anbelangt, und erinnert an den Abenteuerroman „Der Graf von Monte Christo“, weil auch da die Hauptperson unschuldig im Kerker eingesessen hat und nach Rache sinnt. Ein ausgezeichneter und ausgeklügelter historischer Roman der Extraklasse!

Der Spion des Dogen von Stefan Maiwald

Der Spion des Dogen
dtv 2016
Klappenbroschur
416 Seiten
ISBN 978-3-423-26124-1

Bildquelle: dtv
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