Befreie mich, versklave mich von Joanna Grey

Befreie mich, versklave michNach einer im Jahre 2003 durchgeführten Umfrage einer Frauenzeitschrift kam das Meinungsforschungsinstitut zu dem Ergebnis, dass jede zweite Frau gerne häufiger einen Orgasmus hätte. Von den über 1500 befragten Frauen und Männern gaben 54% der Frauen auch an, ihre Sex-Fantasien gerne stärker ausleben zu wollen. Laura, die Protagonistin aus „Befreie mich, versklave mich“, kennt keinen Grund warum eine Frau Gefallen am Sex haben könnte. Während einer Übungsstunde an einer Kletterwand lernt sie den attraktiven Mario kennen. Er ist von ihr fasziniert, weil sie nicht gleich wie andere Frauen zudringlich wird. Ihrer Freundin gesteht Laura, dass sie sich in den zwei Stunden während des Kletterns total in ihn verknallt hat und sich auf ein weiteres Treffen freut. Dass er sich ganz wie ein Gentleman aufführt, nimmt sie zwar mit Befremden zur Kenntnis, beugt sich aber gerne seinem Willen, wenn er ihr unbedingt behilflich sein will. Für den sadistisch veranlagten Mario sind das erste Hinweise darauf, dass er ihr seinen Willen aufzwingen kann.

Obwohl Laura bereits 28 Jahre ist, hat sie Sex bisher nur als schmerzvoll und keinesfalls lustvoll erlebt. Doch gerade das behutsame Vorgehen von Mario, sie die sinnlichen Erfahrungen der ihr zugefügten Schmerzen machen zu lassen, erregen sie zutiefst. Seine Erniedrigungen und abartigen Spielchen, die nichts an Einfallsreichtum vermissen lassen, erschrecken sie immer wieder aufs Neue. Aber trotzdem muss sie sich eingestehen, dass es sie aufs Äußerste erregt und es vermischen sich ihre Schmerzensschreie mit ihrem lustvollen Stöhnen. Während der Sessions geht Mario brutal mit Laura um, doch außerhalb dieser Zeiten ist er gefühlvoll und erklärt ihr die „Spielregeln“.

Joanna Grey steht mit ihrem erotischen SM-Roman „Befreie mich, versklave mich“ sicher etwas abseits von dem, was die Szene im Allgemeinen zu bieten hat. Denn immerhin geht Mario außerhalb der „explizit deklarierten Sessions“ verständnis- und gefühlvoll mit Laura um. Jedes seiner Spielzeuge erklärt er ihr zuvor und legt großen Wert darauf, dass ein Safeword festgelegt und benutzt werden kann. Auch wenn Laura nie Gebrauch davon gemacht hat, so lässt die Autorin beim Leser keinen Zweifel darüber aufkommen, dass Mario die Quälereien sofort beenden würde. Er ist sich seiner Verantwortung, die er als dominanter Partner innehat, bewusst und lässt ihr die Zeit, die sie braucht.

Wie Joanna Grey den Leser über Dominanz, Submission und Bondageseile aufklärt, genügt fast schon einem wissenschaftlichen Anspruch. Und die Sprache ist bei weitem nicht nur trivial, sondern kennt beispielsweise Wörter wie involviert und devot, die der Leser in der Form wohl nicht erwartet. Passend zur Handlung schreibt die Autorin entweder vom „Ficken“ oder von „Penetration“. Der Einschub eines Handygesprächs und eines nachfolgenden Besuches könnte in jedem „normalen“ Roman stehen und wird den Leser amüsieren. Ansonsten erfährt der Leser kaum etwas über die agierenden Personen, lediglich, dass Laura in Toronto studiert hat. Der Roman „Befreie mich, versklave mich“ ist sicher nicht in der untersten Ecke dessen anzusiedeln, was in diesem Genre veröffentlicht wurde, bietet aber trotzdem nicht mehr als sadistische Perversionen.

Befreie mich, versklave mich von Joanna Grey

Befreie mich, versklave mich
blue panther books 2011
Taschenbuch
248 Seiten
ISBN 978-3-940505-36-1

Bildquelle: blue panther books
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